Verdener Familienforscher e.V.
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Der Deutsche Correspondent, 27.5.1885, Seite 3
In Lemberg erschien der 24-jährige Goldarbeiter-Lehrling und Reservist im 30. Infanterie-Regimente, Heinrich Trachtenberg, im Inspektions-Büreau der Polizei mit der Anzeige, er habe am 5. April d. J. Nachts in Wien, und zwar in der Donaustraße zwischen der Augartenhütte und dem Karlsstege, an einem 17-jährigen ihm ganz unbekannten Jüngling einen Raubmord begangen. Trachtenberg gab an, er habe sich seit längerer Zeit in außergewöhnlicher Nothlage befunden. Als ihm in der Nacht vom 5. April ein junger Mann, der eine vermeintlich goldene Uhrkette trug, in den Wurf kam, habe er den Entschluß befaßt, sich gewaltsam in den Besitz dieser Uhrkette zu setzen. Mit einem Ochsenziemer führte er einen wuchtigen Schlag gegen die Schläfe des Unbekannten, daß dieser leblos zusammenbrach. Den Leichnam warf er in den Donaukanal, nachdem er zuvor die Uhrkette zu sich gesteckt und auch den Rock des Ermordeten sich angeeignet hatte. Die Uhrkette, die seine Begehrlichkeit erweckt und ihn zu dem Verbrechen verlockt hatte, erwies sich aber als werthloser Flitter. Trachtenberg vergrub das Mordinstrument und den verhängnisvollen Schmuckgegenstand im Wurstelprater, den geraubten Rock verkaufte er. Von Gewissensbissen geplagt, begab sich der Mörder am folgenden Tage in das Polizeihaus in der Theoboldgasse, um sich der Behörde auszuliefern; er besann sich jedoch im letzten Augemblick eines Andern und meldete sich blos als obdachlos. Er wurde in Folge Dessen nach seiner Heimathsgemeinde Lemberg abgeschoben, bis er sich, von Reue getrieben, zur Selbstanzeige entschloß.
 
 
Fundort: Baltimore
Quelle: Der Deutsche Correspondent, 27.5.1885, Seite 3
Einsteller: Rainer Doerry  Mail

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