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Der Deutsche Correspondent, 13.5.1897, Seite 4
Zu Grabe getragen.
Ableben des Führers des Deutschlandthums in Peoria, Ills.- Sein Lebenslauf.
Peoria, Ills., 12. Mai.- Unter großartiger Betheiligung ist hier Dr. Robert Roskoten, der angesehenste Deutsche der Stadt, zu Grabe getragen worden. Derselbe wurde vor 81 Jahren nahe bei Düsseldorf geboren, aber später in Erfurt, Thüringen, erzogen, worauf er die Universitäten Halle und Jena besuchte. Während der . 48er Sturm- und Drangjahre hielt er sich in Paris auf, von wo er mit den Führern der Revolution in Deutschland in engem Verkehr stand. Nach dem Fehlschlage der Revolution fühlte er sich in der Heimath nicht mehr behaglich und kam nach den Ver. Staaten. Nach kurzem Aufenthalte in Missouri siedelte er 1850 nach Peoria über, das seither seine Heimath war. Er stand an der Spitze der deutschen Gesellschaft und deutscher Bestrebungen, wenn es galt, die Interessen der Deutsch-Amerikaner zu fördern. In dieser Beziehung hat das Deutschthum Peoria. s durch seinen Tod den tatkräftigsten und besten Repräsentanten verloren. Als Sedan gefallen, hielt am Abend Dr. Roskoten in einer riesigen deutschen Versammlung vor dem Gerichtsgebäude die Hauptrede; auch an der Bewegung der Liberal-Republikaner gegen Grant 1872 nahm er als deutscher Redner für Tilden hervorragenden Antheil. Er war Untersuchungs-Arzt des Pensions-Amtes, bekleidete aber sonst nie ein öffentliches Amt. Den Bürgerkrieg machte er als Brigade-Arzt mit. Einer der Gründer und langjähriger Präsident des deutschen Schulvereins, hat er außerordentlich viel für diesen geleistet, auch schwere finanzielle Opfer gebracht. Auf literarischem Gebiete, wie in wissenschaftlichen Vereinigungen als Vortragsredner war er eifrig thätig. Vor fünfzehn Jahren schuf er die englische dramatische Dichtung Charlotta, die viel Aufsehen erregte. Zwei Söhne, Arzt und Apotheker von Beruf, und seine in kritischem Zustande darniederliegende Gattin überleben den charakterfesten, verdienstvollen Mann.
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Fundort: Baltimore |
Quelle: Der Deutsche Correspondent, 13.5.1897, Seite 4 |
Einsteller: Rainer Doerry 
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