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Der Deutsche Correspondent, 28.10.1907, Seite 5 - 2. Teil
Von See und Hafen.
"Rhein" angelangt.- 119 Kajüten und 1220 Zwischendecks-Passagiere gelandet.- Das Hesse-Nachtigall-Paar muß nach Deutschland zurück.- Frau Hesse droht mit Selbstmord.
Durchbrennerpaar muß zurück.
Sämmtliche Passagiere wurden im Laufe des Tages unter Leitung von Einwanderungs-Commisär L. T. Weis gelandet. Zur Deportation wurden Frau Elisabeth Hesse und deren jugendlicher Liebhaber Hans Nachtigall trotz aller Bitten und der Drohung der Frau Hesse, daß sie nicht lebend nach Deutschland zurückkehren werde, verurtheilt. Ueber die Eskapaden dieses Paares wurde bereits im gestrigen "Correspondenten" berichtet. Sobald die Beiden die Linie der Einwanderungs-Inspektoren passirt hatten, wurden sie vor die Inquisitionsbehörde gebracht, welche nach längerer Beratung ihre Ausschließung als nicht wünschenswerthe Einwanderer bestimmte. Wie sich herausstellte, hatte Nachtigall während seiner Militärzeit in Berlin bei dem Hesse. schen Ehepaar gewohnt. Sofort nach Ablauf seiner Dienstzeit brannte er mit Frau Hesse durch. Das Paar begab sich zunächst nach der Schweiz, wo es seine Flucht nach Amerika vorbereitete. Das Gelingen derselben wurde jedoch, wie berichtet, durch ein Kabelgramm von dem betrogenen Ehemann vereitelt. Frau Hesse zeigte gestern den Einwanderungsbeamten ein langes Kabelgramm von ihrem Manne vor, das ihr bei der Ankunft des Dampfers in New-York übermittelt wurde, und in dem Herr Hesse seine Frau unter den glühendsten Liebesbetheuerungen ersucht, zu ihm zurückzukehren. Frau Hesse sowohl, wie Nachtigall wurden dem Detensionshause überwiesen, wo sie zu verbleiben haben, bis der "Rhein" seine Rückreise antritt. Daß Frau Hesse ihre Drohung, einen Sprung in. s Jenseits zu machen, nicht ausführen kann, dafür werden die Beamten des Dampfers Sorge tragen. Die Ankunft in Bremen dürfte für das Liebespärchen allerdings keine allzu erfreuliche sein, denn neben Frau Hesse. s Mann wird dort auch Papa Nachtigall an der Landungsstelle bereit sein. |
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| Fundort: Baltimore |
| Quelle: Der Deutsche Correspondent, 28.10.1907, Seite 5 |
| Einsteller: Rainer Doerry
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