Verdener Familienforscher e.V.
  Verdener Familienforscher e.V.
Verdener Familienforscher e.V.


⇒ Startseite
Datensammlungen  
Kreis Verden  
⇒ Bauernreihen
Verden: Adressbücher
Kreis Diepholz  
Andere  
 

Zurück

Dr. med. Gerhard Brawe

von Bärbel Ebeling
(2021-23)

Er wurde am 5. August 1734 in Verden geboren und am 8. August 1734 im Dom zu Verden getauft. Seine Eltern waren der Apotheker und Senator Habbo Numidius Brawe und dessen Ehefrau Anna Maria, geb. Majohl. Sein Vater war Inhaber der Ratsapotheke in Verden und die Familie wohnte am Lugenstein.

Er studierte Medizin und wurde 1765 Mitglied im „Orden der Unzertrennlichen“. Dabei handelt es sich um eine akademische Gesellschaft in Nachahmung der Bräuche der Freimaurer.

1768 erfolgte seine Promotion in Göttingen. Dr. med. Gerhard Brawe kehrte nach Verden zurück, um hier zu praktizieren. Er war mittlerweile zum Hofmedicus des Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg ernannt worden. Um 1777 wohnte er in der Grünen Straße.

Dr. med. Gerhard Brawe heiratete Margaretha „Ilsa“ Hostedt. Das Ehepaar hatte 5 Kinder. Als er 1787 starb, übernahm seine Schwiegermutter das Haus in der Grünen Straße.

Seiner Initiative und seinem Einsatz ist es zu verdanken, dass der Verdener „Gesundbrunnen“ der Stadt zu einem Ruf als Heilbad verhalf.
Bei dem Verdener (Gesund-)Brunnen handelt es sich um eine Quelle in der Nähe der Verdener Dünen. 1670 wurde zum ersten Mal über sie berichtet. Dr. med. Johann Conrad Trumph aus Verden schreibt 1744 in seiner Dissertation über die Beschaffenheit des Quellwassers. Nachdem er erfahren hatte, dass ein Holtumer Bauer nach mehrmaligem Genuss des Wassers von Magenkrämpfen geheilt wurde, untersuchte er das Wasser und fand heraus, dass das Verdener Quellwasser sehr eisenhaltig ist und Ähnlichkeiten mit dem damals schon bekannten Pyrmonter Mineralwassers aufwies. Kurz nach dieser Feststellung verließ er Verden. Sein Nachfolger, der Stadtphysikus Dr. Steigethal, widersprach ihm und hielt die Quelle nur für Moorwasser, kein Heilwasser. Dadurch geriet der Verdener Brunnen in Vergessenheit.

Erst 20 Jahre später interessierte sich der Verdener Arzt Dr. Horn für die Quelle. Es folgten verschiedene Anstrengungen, die Quelle zu nutzen und bekannt zu machen. Aber erst 1784, als sich der Hofmedicus Dr. Brawe einschaltete, kam Bewegung in die Sache. Seine Initiative bewirkte, dass die ersten Badeeinrichtungen gebaut wurden und das Wasser erneut neutral untersucht wurde. Die Untersuchungsergebnisse gab er weiter an die Universität Göttingen, die das Gutachten bestätigte und das Wasser aus der Quelle in Verden für ärztliche Anwendungen empfahl. Neben den genauen Inhaltsstoffen des Wassers enthielt das Gutachten der Universität den Hinweis, dass das Verdener Wasser „eine dreifache Kraft“ habe: eine auflösende, eine reinigende und eine stärkende. Dadurch wuchs die Bedeutung des Verdener Brunnens und sein Ruf zog immer weitere Kreise. Auch viele namhafte Ärzte von außerhalb empfahlen den Verdener Gesundbrunnen. Mit den steigenden Besucherzahlen entstanden immer mehr Badeeinrichtungen und Gästehäuser. Die Badewannen wurden von Johann Friedrich Kahle aus Holz hergestellt und hatten einen Deckel mit einem Ausschnitt für den Kopf.
Übrigens erhielten Mittellose die Anwendungen kostenlos.

Es wurde auch einiges für die Gäste geboten. So gab es einen Speisesaal, in dem die Besucher verköstigt wurden. Es gab auch die Möglichkeit Wein und Kaffee zu trinken, ein Bäcker bot seine Waren an und es gab auch einen „Taxidienst“. Friedrich Marx aus Scharnhorst fuhr jeden Morgen um 5 Uhr Brunnengäste mit einer vierspännigen Kutsche von Verden zum Gesundbrunnen, denn nicht alle Gäste waren direkt vor Ort untergebracht. Statt eines Kurparks wurden Alleen im Wald angelegt und mit Bänken und Lauben ausgestattet. Ebenfalls gab es auch eine größere Anzahl von Sitzmöglichkeiten direkt am Brunnen für die Personen, die nicht so weit laufen wollten.

Dr. Gerhard Brawe erhielt sehr viel Anerkennung für die von ihm geleistete Arbeit für den Verdener Brunnen. Leider starb er bereits am 25. April 1787.

6 Jahre nach seinem Tod (1837) wurde Offizieren der Besuch des Casinos verboten. Das war der Anfang vom Ende des Verdener Heilbads. Das Gelände wurde um 1850 verkauft und nur eine Gaststätte blieb stehen. In diesem Gebäude befindet sich heute das Landschulheim „Verdener Brunnen“.

Die Quelle wurde in den 1920er Jahren von einer Bremer Firma genutzt, die eine Abfüllanlage baute und das Wasser in alle Welt verkaufte. So gab es auch auf den Auswandererschiffen des Norddeutschen Lloyds auf dem Weg nach Amerika Verdener Brunnen-Wasser.

Heute ist die Quelle versiegt und es blieb als Relikt nur noch ein flaches steinernes Becken.

Aber noch immer erinnert eine Gedenktafel direkt beim Verdener Brunnen an den Mediziner Dr. med. Gerhard Brawe.

Gedenkstein
(Foto: Bärbel Ebeling)



Die Texte und die enthaltenen Informationen dürfen ohne Einverständnis der Autoren nicht anderweitig verwendet oder weitergegeben werden.

A h n e n l i s t e

Q u e l l e n

Datenbankprogrammierung
Bärbel Ebeling

Kommentare zu dieser Website bitte an:
Verdener Familienforscher e.V.
Impressum       juristisches       Datenschutz