Noch um 1800 hieß diese Straße auf dem offiziellen Stadtplan, der von Croupp gezeichnet war, die „hinter Strahse". Überliefert sind auch die Bezeichnungen Hinter- und Achterstraße (1763), Obere Straße(1693,1700,1701 und 1784) und Hintere Sackstraße (1795 und 1809). Danach erhielt der Straßenzug zwischen Herrlichkeit und Bäckerstraße seinen Namen nach dem Stifthof, der seit den Zeiten des Bischofs Yso (1205-1231) dort stand. Inmitten der Norderstadt, in der Adel und Geistlichkeit keine Grundstücke oder Häuser erwerben durften, hatte Yso die Residenz des Bistums Verden erstellt. Von hier überwachten Bischöfe die kirchlichen und grundherrlichen Rechte für das weite Gebiet der Diözese Verden, die im Mittelalter bis in das Gebiet nach Salzwedcl und Seehausen in der Altmark reichte. Ungefähr zur schwedischen Zeit kam dann die Bezeichnung Amtshof für das Verwaltungszentrum des Amtes Verden in Gebrauch. Mit der Geschichte des Stifthofs hat sich Otto Voigt in „Der Stifthof in Verden", Band 8 der Geschichte der Stadt Verden, ausführlich auseinandergesetzt. Die Stifthofstraße war bis 1883, als das Amtsgericht gebaut wurde, der alleinige Zugang zu diesem weiträumigen Komplex, die Wallseite war durch die Stadtmauer begrenzt. Vom ursprünglichen Stifthof wird nur noch ein geschnitzter Balken aus dem Jahre 1568 im Heimatmuseum aufbewahrt. Ein Blick auf die Berufsschichtungen in dieser Straße läßt sich hier nur auszugsweise durchführen. Um 1750 gab es hier drei Bäcker, 1850 war nur noch einer vorhanden. Ein Gastwirt 1750, aber fünf im Jahre 1850, die Anzahl der Schuster war ziemlich konstant, drei beziehungsweise vier 1850. 1750 gab es zwei Leineweber in der Straße, später keine mehr. Zu der Zeit finden wir dann noch Tabakspinner, Tonnenbinder, Zimmerer, Schlosser und Drechsler. Eine Lohgerberei war dort um 1850, und die Druckerei Stendel und Sohl druckte seit 1853 den Anzeiger für den Obergerichtsbezirk Verden bis 1879 als zweite Zeitung in Verden. Fast alle Berufe, die für die Versorgung einer Stadt notwendig sind, waren irgendwo in der Stifthofstraße vertreten. Fachwerkhäuser beherrschten auch hier das Straßenbild, die alten Häuser vor der Bäckerstraße gegenüber dem Eingang zum Stifthof sind bei vielen noch in Erinnerung.