Aus "Die Häuser der alten Stadt Verden und ihre Besitzer"
Hauptfahrweg nach der norderstädtischen Ziegelei. Bis 1924 gehörten hierzu auch die Straßen "Am Allerufer" und "Am Nordertor". Haus-Nr. lt. Croupp-Plan 6, 6 c-d, 7
Eine Treckleine, wahrscheinlich für den Schiffstreck durch Personen von 177 Klafter Länge, das sind 310 Meter, gehörte in Verden zum Meisterstück des Seiler- oder Reepschlägerhandwerk. Außerdem war ein Seil für eine Winde von 16 Klafter Länge oder 28 Meter zu fertigen. Das schrieb das Privileg des Seileramtes vom 9. April 1782 vor. Selbstverständlich mußte der angehende Meister auch gewandert sein und einen gehörigen Einstand für das Amt bezahlen. Für die Anfertigung eines derart langen Seiles war eine entsprechende Reepbahn erforderlich. 1846 gab es eine solche auf dem Wall, aber sie wird früher vor den Mauern der Stadt entlang der Aller, also ungefähr dem heutigen Straßenverlauf der Reeperbahn entsprechend, gewesen sein. Es ist eine Vermutung, die sich auf die Überlieferung des Namens stützt. Heute reicht die Straße Reeperbahn nur noch von der Brückstraße bis zur Blumenwisch. Anstelle des Parkplatzes gab es an der Westseite der Straße bis 1971 Gärten und Felder. Ursprünglich diente die Reeperbahn als Hauptfahrweg zur norderstädtischen Ziegelei, dorthin, wo heute der Schutzhafen des Wasserbauamtes ist. Der frühere Verlauf der Straße führte die Reeperbahn bis 1895 in gerader Verlängerung der heutigen Straßenführung hin zur Ziegelei. Die erst seit 1933 bestehende Nordbrücke mit dem aufgeschütteten Brückendamm stand nicht im Wege. Dann erhielt die Reeperbahn einen neuen Verlauf. Für die Erweiterung des städtischen Gaswerks wurde ein Grundstück dazu gekauft, der Standort des Bürogebäudes. Also mußte die Reeperbahn damals entlang der Aller weiterlaufen. Dieses Straßenstück ist heute der Beginn der Straße Am Allerufer. Ebenso gehörte die Straße Am Nordertor früher zur Reeperbahn. Eine Änderung kam hier 1924. Mit der Hamburger Reeperbahn hat die unserige zeitweise nur den dichten Autoverkehr gemeinsam, aber einen Schiffsanleger an der Reeperbahn wie in Verden kann die Seestadt nicht aufweisen.
