Ohne heute erkennbaren Grund ändert die Stifthofstraße von der Bäckerstraße an ihren Namen in Piepenbrink. Die Herkunft dieses Namens ist nicht leicht abzuleiten. Die Bezeichnung Piepenbrink wurde bereits 1566erwähnt. Überliefert ist damit der „Fangnturm upm Pipenbrink". der Gefangenenturm auf dem Piepenbrink. Ein Piepenbrink so Nerger in „Verdener Straßen stellen sich vor" - Heimatkalender 1985 - bezeugt ein von schmalen röhrenartigen Gräben durchzogenes Grasland. Es gab wohl auf dem heutigen Johanniswall am Nordertor vor den Mauern der Stadt einen Fischteich und sumpfiges Land. Der Turm stand aber innerhalb der Mauern auf dem Piepenbrink, wie überliefert. Diese Flur kann danach also auch im Stadtgebiet gelegen haben. Auf dem von Croupp 1808 gefertigten Stadtplan ist im Gebiet der heutigen Straße Piepenbrink eine größere unbebaute Fläche (Brink) als Grasland gekennzeichnet. Dieses Gebiet reichte von der Stadtmauer zwischen der Großen Straße bis zum 1552 erbauten Scharfrichterhaus, früher vielleicht noch weiter in Richtung Innenstadt, bis ungefähr an das Haus Piepenbrink 8. Erst 1805 wurde an der Großen Straße eine Bude erwähnt, an deren Stelle heute das Verlagsgebäude steht. Bis zu jener Zeit war dort also unbebautes Land gewesen. Das Haus Große Straße 3, Ecke Piepenbrink, besteht nachweislich seit dem frühen 17. Jahrhundert, hatte aber kaum eine Ausdehnung nach hinten. Dieses ganze unbebaute Grasland kann mit einer ungefähren Flächengröße von einem Morgen angenommen werden. Hier könnte der Piepenbrink gewesen sein. Meistens Buden standen früher zu beiden Seiten der Straße. Die östliche Häuserzeile ist fast noch erhalten, auf der Westseite reicht die ältere Bausubstanz noch bis zum Haus Nr. 10, dann folgen Neubauten, an deren Stelle bis vor wenigen Jahren noch die großen Lagergebäude von Carl Müller standen. Die Straße Im Sack, ein „Blinddarm" vom Piepenbrink, endete an der Stadtmauer, die erst nach 1800 abgerissen worden ist. In dieser kleinen Gasse standen bis 1906, die letzte sogar noch 1912. an jeder Seite 5 (!) Buden, einige hatten darin sogar noch Mieter. Überragt wird der Piepenbrink von dem eingangs erwähnten Turm, der mit 5 anderen zur 1210 errichteten Stadtbefestigung gehörte. Er diente später als Gefangenenturm, wurde im 19. Jahrhundert Polizeigefängnis und war nach 1945 noch lange als Wohnraum benutzt worden. Zur Wasserversorgung der Bewohner im Piepenbrink diente wie überalI in der Stadt eine Pumpe. Diese noch erhaltene Wasserpumpe hat wie einige andere „überlebt". Wenn dieses Relikt vergangener Tage auch etwas Romantik ausstrahlt, bequem war das Wasserholen, vor allem im Winter, sicher nicht.