Aus "Straßennamen in der Stadt Verden"Im Mittelalter standen die Häuser der Stadt Verden, also der Norderstadt, die 1210 mit der Stadtmauer umgeben wurde, eng gedrängt um St. Johannis und Rathaus. Die Bebauung endete dort, wo heute die Straße Herrlichkeit ist. Von dort bis zur Stadtmauer, die die Stadt im Verlauf der Prediger- und Nagelschmiedestraße gegen die Südersladt oder Thumbstadt -Domstadt - abgrenzte, war unbebautes, herrschaftliches Land. Allein die Bischöfe konnten über dieses Gebiet, die Herrlichkeit der Bischöfe, verfügen. Nur mit deren Genehmigung durfte zwischen der Norderstadt und der Stadtmauer gegen die Süderstadt gebaut werden. Die Urkunde Kaiser Heinrich VI. vom 17. November 1192 verbriefte den Bischöfen dieses Recht. Der Straßenname „Herrlichkeit" erinnert an die bischöflichen Machtbefugnisse. Die Herrlichkeit war nach der sicher um 1400 beendeten Bebauung der Fläche ein Teil des Hauptverkehrsweges durch die Stadt zwischen der Marsch und der Geest. Dabei war die Herrlichkeit eine besonders schmale Straße. Es war sehr schwierig, mit Langholzwagen in diese Straße hineinzufahren. Bereits 1914 plante die Stadt die Verbreiterung der Herrlichkeit und kaufte das Haus Große Straße 61. das aber erst 1929 abgerissen wurde. Zwischenzeitlich kam der Gedanke auf. die Herrlichkeit geradeaus bis an die Aller zu einer neuen Brücke hinzuführen. Nachdem die Firma Gebrüder Wolff das Nachbarhaus abbrechen Iieß. konnte von ihnen ein Neubau erstellt werden. Nach einem Jahr, im März 1938, war das neue Geschäfts- und Wohnhaus in der Herrlichkeit fertiggestellt. Der Besitzer, Ehler Meyer, hat in diesem Komplex neben seinem Feinkostladen und einem Spielzeugwarengeschäft noch das „Ratscafe" eingerichtet. Hier war ein beliebter Treffpunkt mit Konzert und Tanz, der bis in die 50er Jahre Abwechslung bot. Die Außendienststelle Verden der Geheimen Staatspolizei, Staatspolizeistelle Wesermünde (Gestapo), hatte in diesem Haus das Büro und lenkte von hier aus das Geschick vieler Verdener Bürger, insbesondere der jüdischen Mitbürger. |