Aus "Straßennamen in der Stadt Verden"Diese Straße bildet zusammen mit der Kleinen Fischerstraße, dem Mühlentor und der Tempelpforte den ältesten Teil der Stadt. Hier am Ufer der Aller war die Fischersiedlung, aus der sich die Süderstadt entwickelte. „Platea pisca-torum" oder auch „Vischerstrate" war um 1530 der Name für diese Straße. Die Differenzierung in Große und Kleine Fischerstraße kennen wir erst aus der von Croupp 1808 angefertigten Karte der Stadt. Die „Chronik eines Verdener Domküsters" (1508-1539) nennt Namen aus der Fischerstraße, die nach heutiger Erkenntnis in der Großen beziehungsweise Kleinen Fischerstraße gewohnt haben. Es war damals demnach nur die Fischerstraße in diesem Bereich. Den Namen gab sicher der früher in diesem Gebiet am meisten vertretene Beruf: der Fischer. Aber die Leute, die diesen Beruf ausübten, wohnten fast alle in der Kleinen Fischerstraße. Erst um 1750 finden wir zwei Fischer in der heutigen Großen Fischerstraße, und an der Tempelpforte ist um 1725 ein Fischer wohnhaft gewesen. Einige Fischer hatten zusätzlich den Beruf des Schiffers ausgeübt. Der Name Moje, in der Kleinen Fischerstraße schon seit 1735. war bis vor einigen Jahren auf Lastschiffen zu sehen. Der Fischfang in der Aller und in der benachbarten Weser, in der die Verdener Fischer auch Rechte hatten, war sehr lohnend gewesen. In einer Nacht im August 1898 fingen Verdener Fischer nach einer Meldung in der Zeitung 1000 Kilogramm Aale in der Aller. Auch der Lachsfang war bis Anfang unseres Jahrhunderts sehr einträglich, gab es doch Lachse im Gewicht bis zu 20 Pfund. Die Dienstboten auf dem Lande weigerten sich, öfter als zweimal in der Woche Lachs zu essen, so billig und zahlreich war dieser Fisch in unseren Gewässern. Zu einer Gilde oder Zunft waren die Fischernach heutiger Quellenlage nicht zusammengeschlossen gewesen. Die Bebauung der beiden Fischerstraßen war - und das ist heute noch erkennbar - sehr unterschiedlich gewesen. In der Kleinen Fischerstraße sind es überwiegend 1/2 bürgerpflichtige Häuser und Buden, also kleine Fischerhäuser. Vollpflichtige Bürgerhäuser, meistens von Handwerkern bewohnt, dazu zwei adelige Höfe beherrschten die Große Fischerstraße. Die damaligen Bewohner dieser Straße gehörten vielfach zu den ersten Familien in der Stadt. - Ob die um 1520 gebaute und nach 1800 abgerissene Stadtmauer entlang der Rückseite der Häuser der Kleinen Fischerstraße an der Allerseite das Fischerviertel vor Hochwasser geschützt hat. ist nicht überliefert. |