Aus "Straßennamen in der Stadt Verden"Die beinahe kleinste Straße unserer Stadt tragt einen Namen, hinter dem Nicht-ortskundige etwas ganz anderes vermuten, sicher eine Fabrik. Richtiger hätte der Magistrat diese Straße doch Hinteroder An der Fabrik nennen sollen, denn die Fabrikstraße wurde hinter einer Fabrik ungelegt. Zigarrenfabrik Engelhardt & Biermann, in Verden seit 1849, errichtete in der Georgstraße das Fabrikationsgebäude. Zeitweise waren in der Firma bis zu 500 Arbeiterinnen und Arbeiter, zum Teil in Heimarbeit, beschäftigt. Dieses Gebäude wurde vor einigen Jahren abgerissen, um für mehrstöckige Wohnhäuser Platz zu machen. Hinter dem Fabrikgebäude entstand um 1871 die Fabrikstraße zwischen Marien- und Cluventalstraßc. Neun Häuser füllten die Straße, die mit der Nordseite an die Fabrik stieß, während die Südseite den Abschluß des Kasernenhofes des Einquartierungs-hauses bildete. Heute ist in der ehemaligen Kaserne die Kreismusikschule. Das Verdener Adreßbuch aus dem Jahre 1888 gibt Auskunft über die damaligen Hausbesitzer der Fabrikstraße. Haus Nr. 1 gehörte einem Färbergesellen. Nr. 2 und 7 waren von Zigarrenarbeitern gebaut. Die Nr. 5 und 8 gehörten zwei Arbeitern, Witwe Grupe war in Nr. 6. In den drei übrigen Häusern waren Hokenhändler und Schankwirt Müller (Nr.3), Schlachter Eggers (Nr. 4) und in Nr. 9 Schneider Oehlkers. In den folgenden 20 Jahren, so weit läßt es sich gut verfolgen, änderten sich wohl die Na-men, die soziale Struktur der Besitzer in dieser Straße änderte sich nicht. In einigen Häusern waren auch noch Mieter und das waren in der Hauptsache Tabakarbeiter, die ihren Arbeitsplatz neben der Wohnung halten. Durch eine Selbstversorgung die in der Aufzucht von ein oder zwei Schweinen bestand, wurden die Lebenshaltungskosten gering gehalten, es konnte also gebaut werden. Die Fabrikstraße zeigt, aber auch andere Straßen unserer Stadt die Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut wurden, daß viele Arbeiter mit strenger Sparsamkeit und großem Fleiß es schafften. Eigentum zu erwerben. |