Zur Entstehungsgescichte der Gedenkstätte für die Toten des 2. Weltkrieges
im Eingang der St. Andreas-Kirche in Verden (Domseite):
Als ich 1975 meinen Dienst in der St. Andreas-Gemeinde in Verden angetreten hatte,
wurde ich sehr bald schon mit Renovierungsarbeiten in und an der Kirche, im uralten
Küsterhaus und im und am auch sehr alten Pfarrhaus konfrontiert. Die Gemeinde
"honorierte" dies mit einem für die einzelnen Vorhaben sehr hohen Spenden-Aufkommen.
Gleichzeitig kamen nun aber immer wieder Fragen auf nach den "Tafeln". Auf meine Nachfrage
erfuhr ich, dass es sich um die Gedenktafeln für für die Toten des 1.
Weltkrieges, die an den Emporen-Brüstungen angebracht waren, handelt.
Bei der großen Renovierung der Kirche (zugleich mit der St. Johanniskirche) in den
50-iger Jahren des vorigen Jahrhunderts waren diese Emporen herausgenommen worden
und somit die Kirche in ihren Originalzustand zurückversetzt worden. Sie hatte damit
ihre alte Schönheit wieder gewonnen.
Dabei verschwanden diese Gedenktafeln.
Ich konnte das Anliegen von den Gemeindemitgliedern - besonders aus den 7 Dörfern -,
diese Tafeln wieder würdig unterzubringen, gut verstehen und suchte nun danach.
1983/84 mußten Turm und Kirchendach neu eingedeckt werden. Wir, d.h. der
Kirchenvorstand und ich, suchten nun nach den Tafeln sowohl auf den verschiedenen
Turmböden als auch in den Winkeln und Ecken des Kirchendachs. Vergeblich.
Nun blieb nur noch der Boden über der Sakristei übrig; und dort fanden
wir alle fehlenden Gedenktafeln. Wir haben sie dann in die jeweiligen Dörfer
gegeben, wo sie ihren Platz entweder in den Friedhofskapellen oder in den
Schützenhäusern gefunden haben. Die Gedenktafeln für die Toten
aus dem Stadtteil der St. Andreas-Gemeinde und aus Hönisch haben wir unter
den Emporennin der St. Andreas-Kirche angebracht.
Als wir uns im Kirchenvorstand mit dieser Frage um die alten Gedenktafeln
beschäftigten, habe ich zu bedenken gegeben, dass wir, wenn wir diese Tafeln
wieder anbringen, dann auch des gewaltigen Blutzolls aus dem 2. Weltkrieg gedenken
müssten. Ich schlug vor, was in vielen Kirchen in Deutschland schon bald nach
Kriegsende geschehen war, im Eingang der Kirche eine Gedenkstätte mit einem Buch
einzurichten, in dem die Namen aller toten Angehörigen von Menschen in unserer
Gemeinde, die als Soldaten aber auch durch Flucht und Vertreibung und Bombenamgriffe
ums Leben gekommen waren, aufgeschrieben waren. Als Einrichtungsjahr bot sich
1985 an, 40 Jahre nach Kriegsende (mit der bedeutsamen Rede dazu vom damaligen
Bundespräsidenten Richard von Weizäcker).
Der Mann unserer Kirchenvorsteherin Vera Krüger, Ernst-Otto Krüger, der selbst
Spätheimkehrer aus Russland war und über eine sehr gute Druckschrift verfügt,
bot sich freundlicher- und dankenswerter Weise an, die Namen und Daten in das Buch einzutragen.
Ich habe jeden Monat mit Kunstdarstellungen über Karfreitag und Ostern von je
einem bestimmten Künstler sozusagen eingerahmt. Auch haben wir nach jedem Monat
einige Seiten frei gelassen für etwaige Nachtragungen, was auch notwendig war.
Der Kunstschmid Friedrich Thies aus Stedebergen war bereit, uns diese Gedenkstätte
nach mehreren Gesprächen über die Gestaltung zu schaffen mit dem in den schlanken
Kreuzen eingearbeiteten Text:
"Zum Gedenken der Toten des zweiten Weltkrieges"
Dazu gestaltete er auch das Stehpult für das Gedenkbuch und die beiden
Kerzenhalter, deren Kerzen an jedem Sonn- und Feiertag angezündet werden.
Friedrich Thies hat nebenbei auch den Leuchter in der Kirche in Gestalt einer
Weltkugel mit 30 Kerzenhaltern sowie den Opferstock dazu für die Kindernothilfe
geschaffen und alle schönen Arbeiten mit einer sehr noblen, großzügigen
Spende ermöglicht! Dafür sei ihm auch noch einmal an dieser Stelle, posthum,
sehr herzlich gedankt und vergelt's Gott gesagt!
Über dieser Gedenkstätte hängt die Tafel, geschaffen nach dem
1. Weltkrieg, mit der Gestalt des Hl. Andreas mit dem Schrägkreuz, seinem
Märtyrer-Symbol.
Wie wichtig diese Gedenkstätte ist, erkennt man auch daran, wie oft in diesem
Buch schon geblättert worden ist!
Verden, 31. Oktober 2015
Heide Wehmeyer
Pastorim em.
(von 1975 bis 1999 Pastorin an St. Andreas,
jetzt im Ruhestand in Bremen)
Standort:
St. Andreas-Kirche
Verden, Andreasstraße
Datenbank-programmierung Gisbert Berwe
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